
Digitale Zahnmedizin: Wie virtuelle Kiefervermessung Prothetik effizienter macht
Die digitale Zukunft macht vor der Zahnmedizin nicht Halt. Ein Beispiel: Mit CAD/CAM lässt sich in der Prothetik viel effizienter arbeiten. Unter anderem können Kieferbewegungen durch virtuelle Vermessung noch besser erfasst werden. Das vereinfacht die Herstellung von Zahnersatz. Wir haben Prof. Dr. med. dent. Bernd Kordass von der Universität Greifswald/Deutschland zu diesem Thema befragt.
Herr Professor Kordass, Sie gelten als einer der führenden Experten in Sachen elektronischer Vermessung der Unterkieferfunktion. Was ist damit gemeint, und wofür ist das gut?
Prof. Dr. Bernd Kordass: Gemeint ist die Nutzung eines sensorbasierten Systems, das die individuellen Unterkieferbewegungen von Patienten – zum Beispiel beim Ausbeissen, beim Entlanggleiten der Zähne, beim Sprechen, Kauen und Knirschen – dreidimensional erfasst und quantifiziert. Die ermittelten Daten dienen als Basis für die Gestaltung der Kauflächen von herzustellenden Restaurationen oder Prothesen. Wird der Zahnersatz mittels CAD/CAM im digitalen Workflow angefertigt, lassen sich mit diesen Systemen die digitalen Kiefermodelle in Echtzeit auf dem Computerbildschirm in Bewegung darstellen und analysieren. All dies dient dem Ziel, Patienten einen Zahnersatz masszuschneidern, der hinsichtlich der Okklusion noch besser passt.
Das klingt innovativ und modern. Ist dieser Ansatz neu?
Prof. Dr. Bernd Kordass: Nein, dieser Ansatz ist nicht neu. Ich beschäftige mich seit den 1990er Jahren damit. Allerdings bietet die jetzt stattfindende umfassende Digitalisierung nun endlich die Möglichkeiten, die wir uns früher gewünscht haben. Konkret können wir jetzt erstmals die Kauflächen automatisiert nach Bewegungsmustern funktionell optimieren. Dank CAD/CAM passen sich die Kauflächen in funktioneller Hinsicht nun mühelos, beinahe ganz automatisch an. Das hat es bislang nicht gegeben. Die Ergebnisse werden dadurch noch genauer, noch besser.

Dank neuer Systeme und immer feinerer Sensoren sind wir in der Lage, uns im «Dschungel der Verzahnung» ohne Einschränkungen zu orientieren. Ein Beispiel ist das neue optische Messsystem «zebris JMT» der Zebris Medical GmbH aus Deutschland, das auf der IDS 2017 zum ersten Mal vorgestellt wurde. Damit lässt sich in der Verzahnung dasjenige sichtbar machen, was sonst immer unsichtbar bleibt, weil es zwischen den Kauflächen stattfindet. Erst die virtuelle Welt macht uns bestimmte Vorgänge zugänglich. Und inzwischen können wir die Okklusion sogar in Echtzeit überprüfen.
Bitte fassen Sie die wichtigsten Vorteile der digitalen Okklusionsanalyse kurz zusammen.
Prof. Dr. Bernd Kordass: Genauere Messungen und Analysen in Echtzeit. Einblicke in bislang verborgen gebliebene Vorgänge. Dadurch präzisere Resultate, also ein möglichst gut passender, seine Funktionen noch besser erfüllender Zahnersatz. Die Anwender arbeiten effizienter. Sie erhalten schnell und problemlos die richtigen Daten und haben diese dann dauerhaft abrufbereit. Die Patienten profitieren von noch besser funktionierenden Prothesen.
Lesen Sie auch den Beitrag "Digitale Zahnmedizin: Wie virtuelle Kiefervermessung Prothetik effizienter macht" von Prof. Dr. Bernd Kordass im neuen Reflect-Magazin.
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