
Viel angenehmer: Behandlungsplan und Abformung gehen auch digital
Digital zu arbeiten, heisst: Vieles läuft effizienter, schneller, angenehmer. Nicht nur zur Freude des Zahntechnikers oder Zahnarztes, sondern auch zur Erleichterung der Patienten. Während die Profis von einem besseren Behandlungsplan profitieren, atmen die Patienten auf, weil sie schneller versorgt werden und keine klassische Abformung mehr über sich ergehen lassen müssen. Lesen Sie hierzu ein Interview mit ZT Josef Schweiger und seiner Ehefrau Andrea Schweiger, die sich – unter anderem für eine Live-OP – als Patientin zur Verfügung stellte.
Frau Schweiger, welche Vorteile haben Sie als Patientin durch den Einsatz digitaler Technologien bei Ihren Behandlungen bislang konkret festgestellt?
Andrea Schweiger: Die Behandlungen sind deutlich angenehmer geworden. Das fängt mit dem Abdruck an. Die Abformung findet inzwischen digital, also mit einem sogenannten Intraoralscanner, statt. Es braucht nicht mehr diesen klobigen Abformlöffel mit der kalten und unangenehm schmeckenden Paste im Mund. Diese Prozedur empfand ich immer als sehr unangenehm.
Josef Schweiger: Es hat Umfragen gegeben, was für Patienten das Unangenehmste an der Zahnarztsitzung ist. Da landete die klassisch-analoge Abformung klar auf dem ersten Platz. Viele Patienten fühlen sich in dieser Situation total ausgeliefert und hilflos. Manche bekommen Würgereize. Bei digitalen Abformungen entfällt das komplett. Ein riesiger Vorteil aus Patientensicht. Und natürlich auch für die Behandler, weil alles viel reibungsloser und schneller läuft. Zudem können schlecht erfasste Bereiche ohne zusätzlichen Aufwand nachgescannt werden. Beim analogen Weg müsste hier erneut Abdruckmasse angemischt werden und ein erneuter Abdruck gemacht werden, was Geld und Zeit kostet.
Warum formen viele Zahnärzte noch immer analog ab?
Josef Schweiger: Bei vielen Zahnärzten ist da noch Überzeugungsarbeit zu leisten. Oft sehen sie in einer digitalen Abformung noch keinen Mehrwert – weil ja die analoge Methode letztendlich auch zum Ergebnis führt. Aber ich bin mir ganz sicher: Die digitale intraorale Abformung wird sich auf Dauer durchsetzen. Allein schon deshalb, weil neue Indikationen und Behandlungskonzepte kommen werden, bei denen sie dann unverzichtbar sein wird. Zum Beispiel beim Münchener Implantatkonzept oder in der Möglichkeit, dass irgendwann Zähne auch in ihrem Aufbau erfasst werden können, also in ihrer inneren Struktur. Das wird nur digital möglich sein.
Frau Schweiger, können Sie weitere Beispiele nennen, wie CAD und CAM Ihnen das Leben als Patientin erleichtern?
Andrea Schweiger: Die Begriffe CAD und CAM höre ich sehr oft von meinem Mann. Prima finde ich für mich persönlich, dass sich dadurch bei meiner Behandlung die Anzahl der Sitzungen deutlich verringert hat. Dies reduziert natürlich den zeitlichen Aufwand, der mir als Patientin entsteht, wenn ich behandelt werden muss. Früher waren viel mehr Zahnarztbesuche nötig als heute.
Josef Schweiger: Die Digitalisierung ermöglicht neue Behandlungskonzepte, und einer der Vorteile liegt genau darin, dass die Behandler schneller zum Ziel kommen. Das Ergebnis ist mehr Effizienz für alle Beteiligten: für die Behandler, für die Labore und vor allem auch für die Patienten. Schon bei der Planung geht es schneller. Durch digitale Vorplanung sind wir in der glücklichen Lage, exakt das Behandlungsziel zu definieren – und dieses beinahe zu 100 Prozent zu erreichen. Da passt alles. Die Ergebnisse werden durch CAD/CAM vorhersagbar.
Frau Schweiger, fällt Ihnen noch ein Vorteil ein?
Andrea Schweiger: Ich finde es gut, dass meine Daten durch die digitale Erfassung nun jederzeit abrufbar sind. Wenn eine bestimmte Restauration noch einmal hergestellt werden muss – zum Beispiel, weil mir die alte kaputt ging –, lässt sich die Restauration schnell und problemlos duplizieren. Sozusagen per Knopfdruck. Ist ja alles in der Datenbank.
Josef Schweiger: Die digitale Erfassung der Daten ermöglicht uns Dinge, die früher nur Wunschdenken waren. Bald wird es selbstverständlich sein, dass die Behandler Datenbanken erstellen, die auch nach Jahrzehnten noch nutzbar sein werden. Dann können wir den Patienten genau die Zähne wiedergeben, die sie als junge Menschen hatten.
Herr und Frau Schweiger, nun einmal zusammengefasst: Was ist für Sie der grösste Vorteil, den CAD und CAM aus Patientensicht und aus der Sicht des Dentalprofis bieten?
Andrea Schweiger: Als Patientin, wie eingangs erwähnt, die digitale Abformung, die mir sehr unangenehme Momente erspart.
Josef Schweiger: Als Dentalprofi sehe ich derzeit den grössten Mehrwert in der Kombination digitaler Technologien mit der Implantologie. Wenn ich die digitale Abformung mit einer Erfassung von Implantatpositionen kombiniere, erhalte ich als Behandler einen riesigen Vorteil, weil ich schneller, effizienter und genauer arbeiten kann.
Zu den interviewten Personen:
Josef Schweiger ist seit 1999 Leiter des zahntechnischen Labors an der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik der Ludwig-Maximilians-Universität München/Deutschland. Er absolvierte von 1984 bis 1988 eine Ausbildung zum Zahntechniker in Traunstein (Bayern). Josef Schweiger veröffentlichte zahlreiche Fachbeiträge zu den Themen Digital Dentistry, CAD/CAM-Technologien und Implantatprothetik. Seit 2017 ist er zusätzlich Ressortleiter “Digitale Technologien“ für die Zeitschrift „Teamwork“ im Teamwork Media Verlag (Deutscher Ärzteverlag). Zu seinen Arbeitsschwerpunkten gehören Digital Dentistry, Vollkeramik und CAD/CAM-Technologie.
Andrea Schweiger arbeitet als Friseurin. Sie stellte sich im Rahmen eines Fortbildungskurses als zahnärztliche Patientin zur Verfügung, unter anderem bei der Durchführung einer Implantat-Live-OP.
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