
Interview: Mit CAD/CAM effizienter im Dentallabor
Die einen tun es, die anderen zögern noch. Im Hinblick auf digitale Prozesse im Dentallabor driften die Ansichten auseinander. Diskussionen über Vor- und Nachteile werden lebhaft geführt.
Zahntechniker und Laborinhaber Christian Seger aus Liechtenstein bekennt sich klar zu CAD/CAM. Gleichwohl rät er Kollegen, sich nicht blindlings in ein Abenteuer zu stürzen, sondern genau abzuwägen, welche Zukunftsstrategie für sie passend ist. Sein Fazit: Labore sollten ihre Arbeitsprozesse genau analysieren und CAD/CAM clever mit klassischen Arbeitsschritten verbinden. Lesen Sie mehr.
Herr Seger, wie digital sind Sie schon unterwegs?
Christian Seger: Ich bin sehr technikinteressiert und informiere mich fast täglich auf verschiedenen Kanälen über Neuigkeiten aus der Branche. Dennoch warte ich immer ab und erkundige mich gründlich, bevor ich in etwas investiere. Denn gerade für kleine Labore ist es enorm wichtig, dass sie alle Geräte und Techniken wirtschaftlich einsetzen können.
Worin sehen Sie den grössten Nutzen bei der Anwendung digitaler Prozesse?
Christian Seger: Dank der Digitalisierung können wir schneller und effizienter arbeiten. Zum Beispiel, indem wir entscheiden können, ob wir die Fertigstellung verschiedener Arbeiten an externe Fräszentren auslagern oder selbst erledigen. Davon profitieren nicht nur wir selbst, sondern auch unsere Kunden. Ausserdem haben wir durch die Kooperation mit externen Fräszentren Materialgarantien auf Arbeiten, die extern hergestellt werden. Ein weiterer Nutzen der Digitalisierung ist, dass sie Prozesse sicherer und Ergebnisse vorhersagbarer macht. Nicht zuletzt hilft mir die Digitalisierung auch dabei, trotz eines kleinen Teams viel zu leisten.
Worin sehen Sie die grössten Hürden?
Christian Seger: Viele Zahntechniker sind nach meiner Beobachtung noch nicht hinreichend auf die Digitalisierung vorbereitet, weil die Ausbildung noch immer auf das Handwerk fokussiert ist. Und digitale Neueinsteiger müssen sich zunächst etliche Stunden und Wochen mit neuen Systemen und neuer Software beschäftigen. Ich habe das selbst erlebt: Vieles habe ich durch «learning by doing» oder mit Youtube-Videos erlernt. Entscheidend ist, welche Unterstützung ich von den Herstellern erwarten kann. Hier ist die Industrie gefragt. Es reicht nicht, digitale Geräte und Prozesse auf den Markt zu bringen. Begleitend muss es Angebote für Trainings und Schulungen geben, damit die Anwender lernen, mit den Systemen umzugehen. Das Angebot für Softwareschulungen steckt meiner Meinung nach noch in den Kinderschuhen. Oft wird so etwas nur während kurzer Schulungen vermittelt.
Wird irgendwann alles digital ablaufen?
Christian Seger: Nein, das klassische Zahntechnikhandwerk wird nach meiner Einschätzung unentbehrlich bleiben. Denn es lässt sich nicht jeder Fall digital von A bis Z durchplanen und finalisieren. Meiner Ansicht nach läuft es eher darauf hinaus, klassisch-analoge Arbeitsschritte clever mit digitalen Prozessen zu kombinieren : ein Sowohl-als-Auch, aber kein Entweder-Oder. Im Übrigen ist das ja heute schon häufig der Fall. Die Vorausplanung komplexer Fälle bedingt jetzt schon Software, die gute Fotos und Röntgenbilder integriert.
Was raten Sie Ihren Kollegen in Sachen Digitalisierung?
Christian Seger: Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, mich zunächst mit der Software auseinanderzusetzen und die Produktion auszulagern. In Zukunft wird nur der Zahntechniker erfolgreich sein, der genau kalkuliert, was er noch selbst erledigen kann und was er auslagern sollte. Da muss jeder für sich Vor- und Nachteile abwägen. In Laboren gibt es viele CAD/CAM-Systeme, die nicht ausgelastet sind. Nicht nur deren Anschaffung ist teuer, sondern auch deren Anwendung. Der Service, die Bohrer, die Schleifflüssigkeit, die Software-Updates – das alles verursacht immer Kosten.
Ich bin sicher, dass Hersteller wie Ivoclar Vivadent auch in Zukunft verlässliche Partner für die Zahntechnik bleiben. Die an der IDS vorgestellten PrograMill-Geräte werden dem Anwender durch validierte Bearbeitungsstrategien neue Möglichkeiten in Bezug auf Produktionszeit und Präzision bieten.
Wollen Sie mehr über digitale Herstellverfahren erfahren? Ivoclar Digital ist ein kompetenter digitaler Partner, der Zahnärzte und Zahntechniker entlang der gesamten digitalen Prozesskette begleitet. Dabei wird viel Wert auf einfache und verständliche Abläufe gelegt.