
Wettstreit der Keramiken: Welche Keramik überzeugt mehr, IPS Style oder IPS d.SIGN?
Eine neue Keramik für das eigene Labor zu finden, ist kein leichtes Unterfangen. Viele Dinge ändern sich mit dem Wechsel auf ein neues Keramiksystem: Mitarbeitende müssen geschult, Abläufe neu überdacht werden. IPS Style enthält wie sein Vorgänger IPS d.SIGN Fluorapatit-Kristalle. Neu hinzugekommen sind die Oxyapatit-Kristalle. Wer von IPS d.SIGN auf IPS Style wechselt, kann folglich mit einigem Bekannten rechnen. Doch: Überzeugt IPS Style auch in der Gegenüberstellung mit IPS d.SIGN? Zahntechniker Velimir Žujić wagt mit seiner Tochter, der Zahnärztin Dr. Patricija Žujić Sindik, den Versuch.
In seinem Dentallabor in Rijeka (Kroatien) arbeitet Velimir Žujić schon lange mit der Fluor-Apatit-Leuzit-Glaskeramik IPS d.SIGN. Seit 2015 ist IPS Style am Markt erhältlich. Es ist die erste patentierte Metallkeramik mit Oxyapatit-Kristallen. Immer wieder hat der Zahntechniker seitdem Berührungspunkte mit der neuen Metallkeramik. Warum also nicht auf IPS Style wechseln? Um alle Bedenken zu klären, entscheiden Herr Žujić und seine Tochter Dr. Patricija Žujić Sindik, eine umfangreiche Testreihe durchzuführen. Sie soll Aufschluss bringen, wie sich IPS Style im Vergleich zu IPS d.SIGN behauptet.
Der erste Test: Opakervergleich
Jeweils zwei Metallplättchen werden pro Keramik unterschiedlich konditioniert: das eine mit Bonder, das andere mit einem Oxidationsbrand bei 950 °C und einer Haltezeit von einer Minute. Im Anschluss werden alle Plättchen opakisiert, einerseits mit dem Pastenopaker von IPS d.SIGN und andererseits mit dem Pulveropaker von IPS Style. Zum Zeitpunkt der Testreihe war bei IPS Style nur der Pulveropaker erhältlich. Beide Opaker sind leicht anwendbar und das Ergebnis überzeugt. Gleichstand nach der ersten Testrunde.
Der zweite Test: Vergleich der Schichtmassen
Nach dem sanften Start geht es nun ans Eingemachte. Die Massen beider Keramiksysteme werden direkt nebeneinander auf dasselbe Plättchen appliziert. Verglichen werden: die Dentinmasse, die Transpamasse Transpa T neutral sowie die Opal-Effect-Masse OE1. Die Massen werden parallel aufgeschichtet und gebrannt. Das Ergebnis: Nach dem Brand sind beide Plättchenhälften farblich identisch. Sie besitzen eine nahezu übereinstimmende Fluoreszenz. Unter polarisierendem Licht ist die Helligkeit von IPS Style etwas höher. Vertikal ist die Schrumpfung beider Keramiken vergleichbar, horizontal ist jedoch diejenige von IPS Style geringer. IPS d.SIGN ist im Hinblick auf interdentale Separationen und tiefe Fissuren weniger berechenbar. Auch in Sachen Formstabilität gewinnt IPS Style an Vorsprung: Die Kontur der Schichtung ist nach dem ersten Brand nahezu unverändert. Mit diesen beiden, wenn auch einfach gestalteten, Tests liegen einige wichtige Informationen zur Metallkeramik IPS Style vor. Der Praxistest klärt weitere offene Fragen.
Einblick in die Testreihe zum Schrumpfungsverhalten. Links: IPS d.SIGN, rechts: IPS Style
Der Praxistest
Für den Vergleich beider Keramiken stellt sich die Patientin Iris F. zur Verfügung. Sie möchte die Optik ihrer Oberkieferfront verbessern. Die Zahnform und -stellung soll beibehalten, die Zahnfarbe etwas heller werden. Anhand der digitalen Abformung der Präparation werden das Modell (3D-Druck) und die CoCr-Gerüstkappen (SLM) in zweifacher Ausführung bei einem Fräszentrum bestellt.
Beginn der Schichtung
Die Metallkäppchen werden zunächst nach Herstellerangaben oxidiert und im Anschluss mit den entsprechenden Materialien opakisiert. IPS d.SIGN Paste Opaquer und IPS Style Ceram Powder Opaquer haben eine ausgezeichnete Fliessfähigkeit. Bereits nach zwei Brennzyklen ist die Deckkraft hervorragend. Das Margin-Material, als Schultermasse eingesetzt, sorgt für einen guten Randabschluss zur Gingiva. Das Ergebnis überzeugt bei beiden Keramiken.
Erster Brand
Um die Ergebnisse zwischen IPS Style und IPS d.SIGN bestmöglich zu vergleichen, sind alle Massen mit dem Visual-Eyes-Liquid (Harvest Dental) angefärbt. Der Aufbau der Schichtung ist bei beiden Keramiken identisch. Sie möchten wissen, welche Massen verwendet wurden?
Dentinschichtung |
50 % Dentin B2 + 25 % Cervical Transpa orange-pink + 25 % Cervical Transpa khaki |
Körperbereich |
Dentinmassen pur (Dentin B2) |
Inzisale Mamelons |
80 % Dentin B2 + 20 % Special Incisal grey |
Aufbau nach Cut-Back |
Effektmassen IPS Style Ceram Inter Incisal (white-blue); Opal Effect OE 1; Transpamassen (neutral, orange-grey) |
Korrekturbrand der Zahnformen |
Transpa- und Mamelon-Keramikmassen |
Individualisierung der Inzisalkante |
IPS Ivocolor Essence E21 basic red (Nachahmung von «Lipgloss-Infiltration» im Zahnschmelz) |
Zweiter Brand |
Transpa Dentin; Transpa Incisal; Transpa Impuls |
Nach dem Brand ist, durch den direkten Vergleich von IPS Style und IPS d.SIGN, das einheitliche Farbkonzept der Keramiklinien von Ivoclar Vivadent gut erkennbar. Das Farbergebnis ist bei beiden Keramiken identisch und sehr natürlich. Auch die Formstabilität ist beeindruckend. Bei genauer Analyse erscheinen nur wenige distale Bereiche der Inzisalkante bei IPS d.SIGN etwas transparenter. Dies gleichen die Transpa-Massen von IPS Style Ceram bei einem zweiten Korrekturbrand aus. Die Helligkeit ist hier perfekt kontrollierbar.
Resümee
IPS Style überzeugt durch seine Farb- und Formstabilität. Die Fluoreszenz ist vergleichbar mit derjenigen von IPS d.SIGN. Bei IPS Style Ceram Incisal und IPS Style Ceram Transpa T neutral ist sie etwas ausdrucksvoller. Bei den erstellten Kronen konnte die neue Keramik gegenüber IPS d.SIGN einen leichten Vorsprung erzielen. Sie wurden daher im Mund der Patientin belassen. Die Zahnformen sind insgesamt harmonischer und zeigen intraoral eine höhere Farbvitalität. Trotz der unterschiedlichen WAK-Bereiche ist IPS Style für gedruckte, gefräste und gegossene Metallgerüste anwendbar. Das ist ein grosser Vorteil, denn als Zahntechniker muss man flexibel sein. Velimir Žujić und seine Tochter Dr. Patricija Žujić Sindik sind sich sicher: Ein Wechsel auf das neue Keramiksystem lohnt sich!